KEGLMAIER
=
EVI KEGLMAIER & GREULIX SCHRANK
Die Lieder von „Keglmaier“ fischen nur selten in flachen Gewässern - sie wühlen den Bodensatz der Seele auf, fassen ihn in musikalisch-poetische Bilder und betrachten ihn liebevoll unter dem Mikroskop.
Das berührt die Seele und unterhält zugleich, v.a. wenn das Bühnenduo Keglmaier/Schrank seinen ausgeprägten Sinn für Absurdes „mit Lakonie, dadaistischem Wortwitz und passenden Soundeffekten“ (SZ) an den Tag legt.
Nicht zuletzt sitzen da zwei Individuen auf der Bühne - jedes auf seine Art von großer Präsenz!
Die beiden zelebrieren die Elegie und nehmen sie ernst, sie bewerfen im nächsten Moment die Welt aufs charmanteste ein wenig mit dem Klärschlamm der menschlichen Existenz und sie sieht unweigerlich komischer aus.
All das verbindet sich mit großer Spielfreude zweier Musiker auf der Bühne.
Evi Keglmaier („Die Hochzeitskapelle“ u.v.m.) hat nach dem Ende von „Zwirbeldirn“ ihr musikalisches Profil geschärft.
Sie bleibt bei Live-Auftritten meist bei der Bratsche und entlockt ihr vielfältigste Klangfarben (die live zu hörenden Tuba-Samples stammen allerdings auch von ihr). Sie funktioniert ihr Instrument bisweilen zur Gitarre um und singt mit ihrer singenden Säge um die Wette, spielt mal mit Melodien, mal mit mehrstimmigen Flächen und ergänzt alles mit ihrer klaren Stimme. Dabei entstehen ungewohnte Schattierungen und ihr trockener Humor bricht sich an der Melancholie ihrer tiefgründigen Balladen.
Ihre - durchwegs selbstgeschriebene - Musik klingt zunächst meist reduziert, entwickelt aber bei allem Minimalismus eine soghafte Verdichtung.
Greulix Schrank, ehemals der Drummer der „Schweisser“, ist Theatermusiker und Macher zahlreicher Live-Hörspiele.
Der Bühnenhüne ist kongenialer musikalischer Begleiter, er bebt von oben bis unten, wenn er den Groove vorgibt und zaubert auch zu den ruhigeren Bratschentönen einfühlsame Beats und Klänge. „An Instrumenten wie akustischem E-Bass, Metallophon, Harmonium, Daumenklavier oder Maultrommel sowie an Sampler, Loopstation und Live-Elektronik ersetzt er locker eine ganze Band, sorgt für das passende Fundament, für Hintergrundrauschen oder setzt den Songs Klanglichter auf.“ (SZ)
Die Elektronik ist dabei behutsam eingesetzt, dominiert das Programm aber nicht. Die Kombination aus akustischer Natürlichkeit und synthetischen Sounds scheint nicht auf den ersten Blick vereinbar, aber genau diese Liaison macht „Keglmaier“ zu einem sich über jede Schublade erhebende, ganz eigenen und sehr kraftvollen Gesamtkunstwerk.